Canal du Midi ohne Sonne

19.10.2022

Dieses Jahr schliesst der Canal du Midi erst am 6. November und wir sind bereits am letzten Sonntag in Capestang angekommen, unser Ganzjahresplatz war nicht frei für uns, das Wetter trüb und so dachten wir schnell, dass wir noch ein wenig weiterfahren könnten, denn in Capestang könnten wir noch lange genug bleiben. Das Wetterapp wechselte die Prognose fast stündlich, offensichtlich ist es sehr schwierig vorherzusagen, ob es in den nächsten Tagen dauerregnen wird oder eben nicht. Gestern Morgen meinte dann die App, es werde alles gut, wir entschieden uns aufzubrechen, doch die Wolkendecke wollte und wollte sich nicht auflösen, die App entschied sich dann gegen Abend auch für Wolkendecke, trotzdem ist es angenehm warm, so ca. 23°, die Gegend herbstlich und die Sicht tendiert gegen null. Nach etwas mehr als vier Stunden angenehmer Fahrt erreichten wir dann die erste Schleuse (Argens), der Schleusenwärter wollte, dass wir uns an zwei Pollern festmachten, die Bea wollte ihm erklären und sie gab wirklich alles (!!), dass wir seit über fünf Jahren nur an einem Poller festmachen, doch "les règles" seien eben so und er werde uns (und ein anderes Boot) nicht schleusen, bis wir seine règles einhalten würden. Der Druck stieg und wir gaben dann nach, Bea musste auf das Dach des Steuerstandes klettern und mühsam das Seil von Paul nehmen und am zweiten Poller festmachen. Das Traurige an der Sache, der Typ wollte und konnte wahrscheinlich auch nicht verstehen, dass unsere Sina etwas anders geschleust wird, unser System funktionierte in den vergangenen Jahren schon über 3'000 mal einwandfrei. Der Paul machte dann mit dem unnötigen Seil ein bisschen auf lustig und fragte am Schluss den Schleusenwärter, ob er möglicherweise ein Problem hätte. Wir entschieden uns dann in der nächsten Schleuse von Anfang an mit zwei Seilen festzumachen und so ging es dann munter los, doch kurz nach dem das Wasser begonnen hatte, in die Schleuse zu strömen, zog der Paul das Seil wieder ein, der Eclusier fand das nicht lustig und stoppte die Wasserzufuhr, das Seil müsse bis zum Schluss am Poller bleiben und so musste der Paul, der innerlich ziemlich kochte, das Seil wieder anbringen. Als wir oben angekommen waren eskalierte dann die Situation ein wenig, weil der Paul dem Schleusenwärter unterstellte, dass er zwar eine Schleuse betätigen könne, aber von Schiffchen keine Ahnung hätte und er seine règles sonst wohin stecken könne, hier muss kurz gesagt werden, dass wir alle vorherigen Schleusen règles hin oder her nur mit einem Seil gut gemeistert hatten, und er sagte laut zur Bea, dass er den Schleusenwärter für einen "Imbécile" halte. Das fand dann der Schleusenwärter verständlicherweise auch nicht mehr lustig und der Paul doppelte dann noch auf Schweizerdeutsch nach, was an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden kann, doch die Wut war raus und der Paul wieder guter Laune. Heute Morgen an der zweiten Schleuse wurde die Bea dann vom dortigen Schleusenwärter auf die gestrigen Vorkommnisse angesprochen, sie verstand ihn leider nur schlecht, also mussten wir warten, bis wir oben angekommen waren und dann konnte der Paul ihm sagen, dass er, wenn er etwas zu sagen hätte, es doch ihm sagen müsste und der Mann kam etwas ins Stottern, druckste herum und meinte in etwa, dass wir das nicht hätten persönlich nehmen sollen oder so ähnlich, auf jeden Fall wollte er schlichtend wirken. Gut so, denn eigentlich sind wir ja die Kunden, die für diese Leistungen bezahlen und da wäre etwas Feingefühl vielleicht angebracht gewesen, was hier im Midi vielen Schleusenwärtern fehlt.