"Les règles" gegen Menschlichkeit
Eigentlich verlief unsere heutige Fahrt ohne nennenswerte Zwischenfälle, zumindest nicht für uns. Von Capestang bis Argens sind es etwas mehr als 35 Kilometer, wir fahren alleine, geniessen das schöne Wetter. Nach Argeliers kommen uns einige Mietboote entgegen und von da an immer wieder. Wir haben das Gefühl, wir seien die einzigen, die in unsere Richtung fahren. In Argens kommen wir kurz vor 13 Uhr an und dürfen warten, bis sich ein Schleusenwärter zeigt und uns dann auch die erste Schleuse öffnet. Super, was wollen wir mehr? Doch der Schleusenwärter schafft weder eine Begrüssung noch eine Verabschiedung, obwohl wir selbiges sehr freundlich gemacht haben. Die nächste Schleuse, eine mit zwei Kammern, hat gerade das Tor zu gemacht, aber der zuständige Agent öffnet das Tor noch einmal für uns, sehr nett!! Besser könnte es für uns wirklich nicht laufen. Neben uns schleust ein älteres Ehepaar, also einige Jahre älter als wir, in einem Mietboot und wirkt ziemlich verunsichert. Als wir oben angekommen sind, lassen sie uns zuerst aus der Schleuse fahren. Vor der nächsten Schleuse wartet dann bereits ein anderes Mietboot und so kommt, was eben kommen muss, diese Schleuse müssen wir zu dritt bewältigen. Das ältere Paar allerdings darf nicht einfach in die Schleuse einfahren, der Mann muss aussteigen und die Leinen über das Schleusentor heben und die Frau, die ihren ersten Tag Kapitänin ist, soll langsam in die Schleuse fahren. Der Schleusenwärter gibt nur Anweisungen, nur kein Seil in die Hand nehmen und helfen, das sind offensichtlich "les Règles". Das Ehepaar sichtlich überfordert, gibt sein Bestes und nach viel Hin und Her und viel Zeitverlust ist es dann geschafft. Der Paul wollte sich dieses Jahr wirklich nicht aufregen, aber diese Arroganz, Menschen die Hilfe benötigen, keine anzubieten, ist einmalig im Canal du Midi. In der nächsten Schleuse ist das Bild ähnlich, der Schleusenwärter steht auf der linken Seite der Schleuse und schaut zu, wie das ältere Ehepaar sich erfolglos abmüht. Zum Glück waren zufällig zwei Passanten oben an der Schleuse, die dann halfen. An der nächsten Schleuse steigen wir kurz aus, weil sie nicht bereit ist und der Paul und die Bea gehen nett den Schleusenwärter suchen und melden ihm ihre Ankunft an. Und weil die Schleuse so hoch ist, beschliessen wir, dass Bea von oben die Seile entgegen nehmen wird und anschliessend dem älteren Ehepaar helfen wird. Die Bea liegt dann auf dem Boden und versucht mit dem Bootshaken das Seil des Mietbootes zu erreichen, derweil der Schleusenwärter sich in sein Häuschen verzieht. Aber eben, das scheinen hier die Regeln zu sein, unmenschlich!! Und wenn man sich getraut etwas zu sagen, dann werden die erst so richtig garstig, unvorstellbar!! Der Canal du Midi wäre ohne seine Schleusenwärter tatsächlich viel schöner.